deufert&plischke / Schwelm
SOCIAL MEDIA
Dr. Kattrin Deufert und Thomas Plischke sind seit 2001 gemeinsam der Künstlerzwilling deufert&plischke. In den letzten 22 Jahren ihrer Zusammenarbeit realisierten sie zahlreiche Theaterprojekte und Choreografien, die sich mit Situationen künstlerischer Produktion und der komplexen sozialen Dynamik künstlerischer Prozesse befassen. Ihre Arbeiten reichen über den Rahmen von Tanz und Theater hinaus und beschäftigen sich mit individueller Teilhabe und dem sozialen Alltag im künstlerischen Geschehen.
deufert&plischke verstehen Choreografie immer als einen Prozess, in dem Menschen Gesellschaft mit sinnlich wahrnehmbaren Formen und narrativen medialen Bezügen temporär hervorbringen und sie nicht nur abbilden. Sie setzen seit vielen Jahren ihren Fokus auf integrative und soziale Formen der Choreografie sowie auf offene und partizipative Aufführungsformate. Sie nahmen an den Tanzplattformen in Düsseldorf, Hannover und Essen und an den Tanzkongressen in Hamburg und Dresden teil. Ihr Ansatz vereint einen künstlerischen und vermittelnden Anspruch an die Kunst, der vielen Menschen über kulturelle, soziale, sprachliche und Gender-Grenzen hinweg näher gebracht werden soll.
In den letzten zehn Jahren begegneten deufert&plischke in ihren internationalen choreografischen Projektserien vielen unterschiedlichen Gruppen und Communities, um in Workshops und temporären Ateliers ihre Auffassung von Choreografie zu teilen und zu erweitern und die Projekte in den abschliessenden offenen Aufführungssituationen nicht über die Köpfe des Publikums hinweg zu produzieren oder frontal zu präsentieren, sondern um gemeinsam mit dem Publikum als aktiv mitgestaltenden Akteuren ein künstlerisches Ereignis zu durchleben. Immer geht es dabei um wichtige Fragen, wie Menschen Entscheidungen treffen und in einer temporären Gemeinschaft sprachlich und körperlich kommunizieren können, ohne benachteiligte Positionen auszugrenzen.
Es ist das zentrale Anliegen von deufert&plischke’s Choreografien, sinnliche Wahrnehmungen in einen realen Erfahrungsraum zu übertragen, der kein fachlich abgesichertes Wissen vorformuliert, sondern konkrete körperliche Erlebnisse und Erinnerungen in vielen Stimmen und Perspektiven zusammen führt. So entsteht seit 2016 ihr Briefeprojekt Just in Time, das von 2021 bis 2022 in Zusammenarbeit mit dem Tanzarchiv Köln und der Kunststiftung NRW im Rahmen des Projektes anarchivTANZ um die Installation des fliegenden Archivs sowie der digitalen Plattform anarchivtanz.digital erweitert wurde. Zudem tourt seit 2020 das internationale Projekt A Worn World in Los Angeles, Montreal und Kuopio.
2022 wurde erfolgreich das 2005 entworfene Projekt Künstlerinnen erfinden in Schwelm und Elmstein fortgesetzt. Werk und Leben fiktiver Künstlerinnen, die es so nicht gab, aber hätte geben können, werden von einer diversen Gemeinschaft kollektiv erfunden, produziert und ausgestellt. An dieses Projekt docken sich Fragen um die Dokumentierbarkeit und Archivierbarkeit von darstellenden Künsten an, die in den nächsten Jahren entlang des Projektes untersucht werden sollen. Seit Herbst 2022 forschen sie gemeinsam mit KuratorInnen und KünstlerInnen in der spinnereischwelm über Nähe und Empathie im digitalen Raum als Vorbereitung für Projekte mit VR und 360° Medien.
deufert&plischke vermitteln ihre Arbeitssweisen an Kunsthochschulen im In- und Ausland. 2006 und 2008 übernahmen sie künstlerische Gastprofessuren an der Universität Hamburg (MA Studiengang Performance Studies) und an der Justus-Liebig Universität Gießen (Institut für Angewandte Theaterwissenschaft). Von 2006 bis 2010 waren sie Mitarbeiter in Hamburg (MA Studiengang Performance Studies). Von 2010 bis 2014 waren sie Professoren im BA Studiengang Tanz, Kontext, Choreografie am Hochschulübergreifenden Zentrum Tanz Berlin. 2015/16 waren sie Koordinatoren im neugegründeten Research Cycle bei P.A.R.T.S in Brüssel. Von 2017 bis 2019 leitete Thomas Plischke den BA Studiengang »Tanz, Kontext, Choreografie« am HZT Berlin. Im Wintersemester 2021/22 waren sie Gastprofessoren im Institut für Zeitgenössischen Tanz der Folkwang Universität der Künste. Im Sommersemester 2023 lehren sie im Rahmen der Christof Schlingensief Dozentur an der Ruhr Universität Bochum.